Ein lesenswerter Bericht von zwischengas.com empfehle ich hier in einer aufbereiteten Kurzfassung von ganzem Herzen. Viel Spass damit!
Stell dir vor, jemand würde heute einen Aston Martin DB9 kaufen und ihn zu einem Kombi umbauen, um mit hoher Geschwindigkeit einen Rennanhänger samt Rennwagen zu ziehen. Klingt undenkbar? Heutzutage vielleicht, aber vor über 50 Jahren durchaus möglich. In Großbritannien baute sich ein eiliger Werkstattbesitzer einen Jaguar XK150 zu einem sportlichen Zugfahrzeug um – eine wirklich bemerkenswerte Geschichte!
Die Technik des Jaguar XK150 S
Der XK150 verfügte, wie seine Vorgänger, über ein Chassis, das aus kastenförmigen Längsträgern mit einer X-Traverse zur Versteifung bestand. Die Vorderräder waren einzeln an Trapezquerlenkern aufgehängt, während die Hinterräder von einer Starrachse geführt wurden. Im XK150 S wurde der 3,4-Liter-Motor speziell auf Superbenzin mit einer Verdichtung von 9:1 ausgelegt. Zudem optimierte Harry Weslake den Leichtmetallzylinderkopf, um eine bestmögliche Füllung der Zylinder zu gewährleisten. Drei SU-Vergaser, kombiniert mit einer verstärkten Kurbelwelle, sorgten für beeindruckende 250 PS bei 5500 Umdrehungen pro Minute. Später wurde sogar eine 3,8-Liter-Variante mit 265 PS angeboten, mehr als ausreichend für das circa 1,3 Tonnen schwere Coupé.
Ein ganz besonderer XK150
Das ursprünglich in Cheshire, Großbritannien, im Jahr 1959 ausgelieferte cremefarbene Standardcoupé mit Chassisnummer 825043 DN wurde vermutlich zunächst als Alltagsfahrzeug genutzt, bis es im Jahr 1964 von Douglas Hull, einem Besitzer einer Rennsport-Werkstatt, übernommen wurde. Er benötigte ein schnelles und praktisches Zugfahrzeug und der XK150 schien ihm dafür eine praktische Basis zu bieten. Zuerst wurde das Auto gründlich umgestaltet und erhielt ein praktisches Kombiheck. Alex Goldie und Les Faulkner, talentierte Karosseriebauer bei Peels in Kingston, schafften es, möglicherweise mit Unterstützung von Frank Feeley von Aston Martin, ein elegantes Design zu realisieren. Natürlich war neben der Hecktür die Anhängerkupplung das wichtigste Merkmal, das den Wagen zum idealen Zugfahrzeug machte. Doch der Umbau der Karosserie allein genügte nicht. Unter der Haube erhielt der Wagen einen Rennmotor mit 3,8 Litern Hubraum und einer S-Vergaser-Anlage. Dadurch waren eindrucksvolle Fahreigenschaften, selbst mit Anhänger, möglich.
Unterwegs in vielen verschiedenen Situationen
Der nun in Kanonen-Bronze lackierte XK150 fiel schnell auf, nicht nur wegen seines blendenden Aussehens, sondern auch weil Patrick Lindsay ihn nutzte, um seinen ERA Remus zu den Rennstrecken zu fahren. Außerdem setzten Donald Hull und sein Bruder Peter den Kombi auch bei Rennsportveranstaltungen ein, und bei einem besonders regnerischen Bergrennen auf der Isle of Man scheint der Jaguar sogar den sicherlich nicht langsamen ERA geschlagen zu haben, da dieser seine Kraft bei den widrigen Bedingungen einfach nicht auf den Boden bringen konnte. Sogar zum Abschleppen eines Flugzeugs wurde der XK150, auch als „Abschleppwagen“ oder „Tow Car“ bezeichnet, genutzt. An seinem Haken wurde regelmäßig eine Gipsy Moth mit dem Kennzeichen G-ABAG befestigt und der Jaguar war dafür zuständig, das Flugzeug von und zur Landebahn zu ziehen.
Fast verloren
Im Jahr 1977 verstarb Douglas Hull und das Auto wurde von seiner Witwe an einen Freund verkauft. Dieser konnte oder wollte die vielen technischen Mängel, die sich mittlerweile angestaut hatten, nicht beheben. Also verkaufte er den Wagen weiter an den nächsten Besitzer, der mit der enormen Kraft des Fahrzeugs überfordert war. Es folgten weitere Besitzerwechsel und der Kombi wurde schließlich bis 1996 im Freien abgestellt, was ihm nicht guttat. Im Jahr 1998 begann in den Niederlanden nach einem weiteren Besitzerwechsel eine vollständige Restaurierung, die sich über fünf Jahre erstreckte. Leider wurde dabei die Anhängerkupplung nicht wieder installiert. Über zwei weitere Besitzer gelangte der XK150 schließlich in die Schweiz, und es gelang sogar, die fehlende Anhängerkupplung in Holland aufzuspüren. Der Jaguar-Spezialist Georg Dönni sorgte dann für eine erneute (Teil-)Restaurierung und montierte den Haken hinten am Wagen, sodass der Jaguar seinem Namen „Tow Car“ wieder gerecht wurde.
Hinter dem Lenkrad des Kombis
Aus Fahrersicht fühlt sich der XK150 als Kombi kaum anders an als andere Coupés derselben Art. Und das ist gut so, denn der Wagen fährt sich wirklich gut. Die Rundumsicht ist sehr gut, die Bedienung im geräumigen Cockpit gelingt intuitiv. Das verbaute Getrag-Getriebe mag vielleicht die raue Natur des oft kritisierten Moss-Viergang-Getriebes vermissen lassen, ermöglicht aber schnelle und problemlose Gangwechsel. Beim Fahren geniesst man den wunderschönen Sound des Motors und erfreut sich am einfachen Fahrverhalten. Und wenn man dann beim Einkaufen angekommen ist, bietet der geräumige Kofferraum Platz für größere Einkäufe. Elegant und stilvoll kann man kaum effektiver in den Wochenendeinkauf starten und auch bei Schönheitswettbewerben macht der Jaguar eine gute Figur. Die Tatsache, dass man mit dem XK150 sogar an Bergrennen teilnehmen und auch heute noch schnelle Rennwagen auf dem Anhänger mitführen kann, macht ihn vielleicht zu einem der vielseitigsten Fahrzeuge überhaupt.